Impulsletter 7 "Da schau her"

Nach meinem Dienst in der Telefonseelsorge klingt aus dem letzten Gespräch noch ein Thema nach....

Da schau her


"Da schau her" kann ein Ausruf der Überraschung und der freudigen Entdeckung sein. Manchmal ist es ein Appell, den Blick auf einen Notstand zu richten. Und nicht zuletzt ist es auch das schlichte Bedürfnis von Menschen, gesehen zu werden.

In manchen Gesprächen mache ich die Erfahrung, dass Menschen ihren Blick auf ein Problem gerichtet haben und ihn nicht mehr davon losbekommen. Sie rufen an und sagen "Da schau her auf mein Elend, auf diese Ungerechtigkeit!"

Das Hinsehen, keine Frage, ist eine wichtige Sache! Doch bedarf es, um das Problem oder besser gesagt um sich vom Problem zu lösen, des Blickwechsels, hin zu einem neuen Horizont.

Was, so frage ich dann, ist der Grund, dass die Sicht noch so fixiert ist auf diesen einen Punkt? Braucht es einfach noch Zeit, um Abschied zu nehmen? Gibt es in all den Schwierigkeiten auch wertvolle Aspekte, deren sich der Betrachter nicht bewusst ist? Oder ist das eigene Elend die einzige Möglichkeit, mit der das Gegenüber glaubt, wahrgenommen zu werden und sagen zu dürfen "Da schau her, ich will angenommen werden"?

Schön, wenn es uns gelingt, die Fixierung unseres Blickes zu lösen, die Umgarnung des Problems zu "entwickeln" und die Sicht auf Neues zu richten. Ist das nicht Entwicklung im schönsten Sinne des Wortes?


...bleiben Sie aufmerksam(?), Ihr I. M. Puls

 

 

Bildquelle: ein Mitarbeiter der Telefonseelsorge

Bildquelle: ein Mitarbeiter der Telefonseelsorge