"Adipositas – Die Wut auf die eigene Unzulänglichkeit. Der Körper-panzer als Schutz und als unüberbrückbares Hindernis."

„Wie viele Diäten ich gemacht habe – ich habe vor langer Zeit das Zählen aufgegeben. Egal wie viel ich abnehme, das Zunehmen geht um einiges schneller, fast wie von selbst. Wenn ich nervös bin, ist essen immer wieder die beste Beruhigung und artet nicht selten aus.....“

ESSSTÖRUNGEN

Eine dreiteilige Serie in Fortsetzung

 

  •  über das Krankheitsbild der Magersucht (Anorexie)
  • der Ess-Brechsucht (Bulimie)
  • und der Esssucht (Adipositas)

 

von Ingrid Bächle-Nußbaumer

 

 

Teil 3 - Adipositas

 

Als Fettleibigkeit bezeichnen wir eine übermäßige Fettgewebeansammlung im Körper und ein starkes Übergewicht.

 Wodurch wird Fettleibigkeit ausgelöst:

  • Erbanlage
  • Ernährung, Lebensweise und wenig körperliche Bewegung
  • Seelische Faktoren wie Stress, Einsamkeit, Depression und verschiedene Ängste die mit Essen als Belohnung verdrängt werden
  • In seltenen Fällen kann eine Krankheit, wie etwa Schilddrüsenunterfunktion oder eine hormonelle Störung zur Fettleibigkeit führen.

 

Übergewicht:

  • körperliche Schwerfälligkeit,
  • Essanfälle als Ersatzbefriedigung,
  • als Schutzfunktion (meistens unbewusst) um Grenzen zu setzen,
  • Ersatz für emotionale Nahrung,
  • erfährt häufig Liebesbeweise und Liebesentzug über die Nahrung,
  • Gefühle der Isolation, Einsamkeit, Scham und Ekel sich selbst gegenüber,
  • negative Selbstkonzept,
  • sehr niedriges Selbstwertgefühl,
  • Ängstlichkeiten, Hemmungen,
  • soziale Problem, Stigmatisierung, Verachtung und Spott durch die Umwelt,
  • Störung der Energiebilanz, mehr Energiezufuhr als benötigter Energieverbrauch,
  • Koppelung zwischen negativen emotionalen Zuständen und der Zufuhr von Nahrungsmittel wie Langeweile, Einsamkeit, depressive Verstimmungen,
  • Störung der Hunger- und Sättigungswahrnehmung,
  • Scham und Resignation.

 

 wir unterscheiden:

 
Übergewicht als Familienthema:

  • Sind in ihrer Familie alle eher übergewichtig?
  • Wird auf „sättigende Hausmannskost“ viel Wert gelegt?
  • Ist das Thema Diät ein leidiges Familienthema, dass immer wieder erfolglos angegangen wird?

 

Auslöser für Adipositas kann  aber auch ein einschneidendes Erlebnis oder eine traumatische Erfahrung sein. Verlusterfahrung wie Trennung oder ein Todesfall. Bei der Loslösung vom Elternhaus, nach einer Trennung, in langandauernden Belastungssituationen oder ständiger Überforderung kommt es nicht selten zu vermehrtem Essen. Es dient dann zur Überbrückung von Krisenzeiten, zur Abwehr von Ängsten, Wut oder Traurigkeit und Einsamkeit.

Hier wird das Thema Nahrungsaufnahme auf einer falschen Ebene kompensiert. Denn der Hunger richtet sich eigentlich nach Nähe, Kontakt und Zuwendung. Die innere Leere wird scheinbar durch Essen gefüllt.

Auch wird Essen, insbesondere Süßigkeiten als Trostmittel oder als Zuwendung eingesetzt.

In seltenen Fällen kann übermäßiges Essen als Mittel zur Selbstzerstörung eingesetzt werden oder der Ausdruck einer unbewussten Abwehr der weiblichen Rolle sein.

 

Bei Kindern:

Übergewicht als Folge eines/mehrerer traumatischen Erlebnisses:

  • War das Kind bis zu einer bestimmten Zeit völlig normalgewichtig?
  • Sind die meisten anderen Familienmitglieder normalgewichtig?
  • Was gab es für Veränderungen als das Kind begann an Gewicht zuzunehmen?
  • Wurden über die Veränderungen gesprochen oder waren es Geheimnisse, Tabus etc.?
  • Kann das – darüber sprechen- nachgeholt werden oder braucht es dazu Unterstützung?

 

Fettleibigkeit kann zu verschiedensten Folgeerkrankungen führen und stellt ein stark erhöhtes Gesundheitsrisiko dar.

 

Für folgende Erkrankungen ist Fettleibigkeit ein Risikofaktor:

  • Erhöhter Blutdruck,
  • Diabetes,
  • Gicht,
  • Herzinfarkt,
  • Schlaganfall,
  • Arterienverkalkung,
  • Gallensteine,
  • Thrombose,
  • Kropfbildung,
  • Erhöhte Blutfette,
  • Gelenkschäden

 

Es gibt viele Gründe übergewichtig zu sein.
Nicht jeder, der Übergewicht  hat, ist automatisch psychisch krank.

Nicht selten sind Übergewichtige scheinbar kontaktfreudige Menschen, die eine Erkrankung nicht sehr ernst nehmen. Das Thema wird sogar oft verleugnet. In der Familiengeschichte zeigt sich häufig, dass die Kinder überbehütet und überversorgt wurden.

Die Anlage zum Übergewicht bleibt auch nach einer erfolgreichen Gewichtsreduktion erhalten, daher bringen kurzfristige Diäten keinen wirklichen Erfolg. Bewährt hat sich ein langfristiges Behandlungskonzept.

Die Behandlung bedeutet eine lebenslange Umstellung der Ernährungs-
und Lebensgewohnheiten.

 

Grundpfeiler einer erfolgreichen Therapie sind:

  • Ernährungsberatung
  • Regelmäßige Bewegung
  • Ärztliche Untersuchungen
  • Psychotherapie –  bewährt hat sich eine Kombination verschiedener Therapierichtungen die tiefenpsychologisch die eigene Geschichte verstehen lernen, die Körperwahrnehmung schulen, Verhaltensänderungen einüben und die Familiensituation betrachten helfen.

 

 

Grundsätzliche wichtige Fragen:

  • Was für Regeln bezgl. Essverhalten gelten in ihrer Familie?
  • Wird bei vielen Bedürfnissen wie Langeweile, Angst, Wut, Traurigkeit, Stress etc. gegessen?
  • Wie entspannt/angespannt ist die Stimmung beim gemeinsamen Essen?

 

Übergewichtige Kinder und Jugendliche leiden unter den Reaktionen ihrer Umwelt. Bereits Kindergartenkinder haben ein negatives Bild von anderen übergewichtigen Kindern. Zeigt man Kindern Bilder von normal- und übergewichtigen, sowie behinderten Kindern, beurteilen sie die übergewichtigen als am unbeliebtesten und möchten nicht mit ihnen befreundet sein.

 

Folgen des Übergewichts sind zusätzlich zu den erwähnten körperlichen Auswirkungen eine negative Einstellung zum eigenen Körper (Ablehnung und Wut auf den eigenen Körper). Dies kann schon früh sehr ausgeprägt sein und in manchen Fällen den Boden für die Entwicklung einer anderen Essstörung bereiten.

 Die Prägung unseres Ernährungsverhaltens setzt schon früh ein. Haben sich erst einmal negative Einflüsse aus der Werbung und dem sozialen Umfeld festgesetzt, sind sie später nur schwer wieder zu verändern.

Kinder sollten zu einer gesunden Ernährungsweise ermutigt werden, ohne ihnen den Spaß am Essen und Trinken zu verderben. Sie sollten lernen, gesund und mit Genuss zu essen, statt immer nur nach den Lustfavoriten Pommes und Spaghetti zu verlangen.

Außerdem sollten die unterschiedlichen „Hungervarianten“ vom reinen Lebensmittel- essen abgekoppelt und bewusst gemacht werden. D.h. „Hunger“ nach Zuwendung, nach Aktivität/Passivität, nach Auseinandersetzung etc. nicht mit dem Gang zum Kühlschrank „gesättigt“ werden.

Vorarlberg verfügt über ein dichtes Netz an Beratungsstellen und Praxen in denen erfahrene Fachpersonen Hilfe und Unterstützung bei der Behandlung und Begleitung von adipösen Menschen anbietet.

 

 

für den Inhalt:

Ingrid Bächle-Nußbaumer

Psychotherapeutin und Supervisorin

Praxis:

Bahnhofstr. 12
A-6850 Dornbirn

 Tel:. 0043 676 4327200
mail: ingrid.bn@gmx.at
www.personcentered.net/baechle-nussbaumer

 

Schwerpunkt Essstörung seit vielen Jahren
sowohl in der ambulanten als auch in der stationären
Einzel- und Gruppentherapie

 Vorträge und Leitung von Fortbildungen im In- und Ausland

 weitere Tätigkeitsschwerpunkte:

  • Frauenspezifische Themen,
  • Traumabearbeitung (EMDR Traumatherapie)
  • posttraumatische Belastungsstörungen
  • Psychosomatische Erkrankungen

 

 

Links zum Thema:

 

http://www.adipositas-gesellschaft.de

 http://www.vol.at/psychotherapie

 http://www.praevention-von-essstoerungen.de

 

 

 

 

 

Peter Warschburger, Franz Petermann, Carmen Fromme Adipositastraining mit Kindern und Jugendlichen BeltzPVU  1999 ISBN: 3-927059-17-X

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Bayer, Klaus H. „Was wirklich dick macht.“ ULTRUS VERLAG- 2001. ISBN: 3-927059-17-X

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Ingrid Bächle-Nußbaumer

Ingrid Bächle-Nußbaumer